Francis Beaufort

 

Meteorologen sagen, der Wind ist Wetter in Bewegung. Entscheidend für die Wetterentwicklung und die Aussagen darüber sind deshalb die Stärke und die Richtung des Windes.

Der Land- und der Seemann waren auch die ersten Wetterpropheten, die diesen Zusammenhang erkannten und für sich nutzen. An der Richtung, in die die Wolken treiben, sich Gräser oder Blätter an den Bäumen neigen, kann man die Windrichtung feststellen. Die Wetterfahne bzw. der antike Athener „Turm der Winde“, ein Oktogon mit Windfahne und im Inneren einer Wasseruhr, gelten neben dem indischen Regenmesser aus dem 3./4. Jahrhundert v. Chr. als die ältesten (bekannten) meteorologischen Instrumente.

Ab 1805/6 stand dann eine Skala zur Verfügung, an der man die Windstärke ablesen konnte. Sie wurde von dem englischen Admiral Sir Francis Beaufort (1774-1857) entwickelt und auch nach ihm benannt. Aus der Beobachtung der Auswirkung des Windes auf offener See legte er seine Skalen fest. Wenn wir heute hören, dass ein Sturm die Windstärke 9 hat, so ist dies eine Angabe nach den Festlegungen Beauforts (siehe Tabelle).

Gemessen wird mit dem von John Sims gebauten Anemometer, ein aus kreuzförmig angeordneten Trichtern konstruiertem „Wirbelgerät“, das die Windleistung in eine Drehbewegung umsetzt. Ein Geschwindigkeitsmesser wandelt die Umdrehungszahl pro Minute in Meter pro Sekunde um. Zum Eichen seines Anemometers brachte John Sims eine Feder an, die bei jeder Umdrehung knackte, und er zählte die Knackgeräusche bei den verschiedenen Geschwindigkeiten.

Das Ausmaß der Windgeschwindigkeiten oder Windstärken wird von den Wetterdiensten seit 1949 in Knoten angegeben. Ein Knoten entspricht ungefähr 0,5 Meter pro Sekunde: 12 Beaufort (Orkan) entsprechen demnach mehr als 63 Knoten bzw. 120 Stundenkilometern.

Francis Beauforts ursprüngliche Skala wurde später abgewandelt; heute ist eine zwölfteilige Skala in Gebrauch:

 

 

BEAUFORT-SKALA

Stärke

Bezeichnung

engl. Bez

Auswirkungen

m/sek

km/h

0

Windstille

calm air

Rauch steigt senkrecht auf

0,0 - 0,2

- 1

1

leiser Zug

light air

Rauchablenkung sichtbar

0,3 - 1,5

- 5

2

leichte Brise

light breeze

im Gesicht spürbar

1,6 - 3,3

- 11

3

schwache Brise

gentle breeze

dünne Zweige bewegen sich

3,4 - 5,4

- 19

4

mäßige Brise

moderate breeze

Wimpel gestreckt, loses Papier fliegt

5,5 - 7,9

- 28

5

frische Brise

fresh breeze

größere Zweige bewegen sich

8 - 10,7

- 38

6

starker Wind

strong breeze

starke Äste bewegen sich, knatternde Fahnen

10,8 - 13,8

- 49

7

steifer Wind

moderate/near gale

Bäume bewegen sich

13,9 - 17,1

- 61

8

stürmischer Wind

fresh gale

Autos geraten ins Schleudern

17,2 - 20,7

- 74

9

Sturm

strong gale

leichte Beschädigungen

20,8 - 24,4

- 88

10

schwerer Sturm

whole gale

entwurzelte Bäume

24,5 - 28,4

- 102

11

orkanartiger Sturm

storm, violent storm

schwere Zerstörungen

28,5 - 32,6

- 117

12

Orkan

hurricane

schwerste Zerstörungen

> 32,7

 

                        Die folgenden Bilder lassen sich durch anklicken vergrößert darstellen.

Bezeichnung

Auswirkungen

m/sek

km/h

Windstärke 1 Bft
Windgeschwindigkeit 0 Knoten:
Spiegelglatte See.

 

0,0 - 0,2

 

- 1

Windstärke 1 Bft,
Windgeschwindigkeit 2 Knoten:
Kleine schuppenförmig aussehende Kräuselwellen ohne Schaumkämme.

 

0,3 - 1,5

 

- 5

Windstärke 2 Bft,
Windgeschwindigkeit 5 Knoten:
Kleine Wellen, noch kurz, aber ausgeprägter. Kämme sehen glasig aus und brechen sich nicht.

 

1,6 - 3,3

 

- 11

Windstärke 3 Bft,
Windgeschwindigkeit 9 Knoten:
Kämme beginnen sich zu brechen. Schaum überwiegend glasig, ganz vereinzelt können kleine weiße Schaumköpfe auftreten.

 

3,4 - 5,4

 

- 19

Windstärke 4 Bft,
Windgeschwindigkeit 13 Knoten:
Wellen sind noch klein, werden aber länger:Weiße Schaumköpfe treten schon ziemlich verbreitet auf.

 

5,5 - 7,9

 

- 28

Windstärke 5 Bft,
Windgeschwindigkeit 18 Knoten:
Wellenhöhe ca. 2m. Mäßige Wellen, die eine ausgeprägte lange Form annehmen. Überall weiße Schaumkämme. Ganz vereinzelt kann schon Gischt vorkommen.


 

8 - 10,7

 

- 38

Windstärke 6 Bft,
Windgeschwindigkeit 24 Knoten:
 Wellenhöhe ca. 3m. Bildung großer Wellen beginnt. Kämme brechen und hinterlassen größere weiße Schaumflächen, etwas Gischt.


 

10,8 - 13,8

 

- 49

Windstärke 7 Bft,
Windgeschwindigkeit 30 Knoten:
Wellenhöhe ca. 4m. See türmt sich; der beim Brechen entstehende weiße Schaum beginnt sich in Streifen in die Windrichtung zu legen

 

13,9 - 17,1

 

- 61

Windstärke 8 Bft,
Windgeschwindigkeit 37 Knoten:
Wellenhöhe ca. 5-6m. Mäßig hohe Wellenberge mit Kämmen von beträchtlicher Länge. Von den Kanten der Kämme beginnt Gischt abzuwehen. Der Schaum legt sich in gut ausgeprägten Streifen in die Windrichtung.


 

17,2 - 20,7

 

- 74

Windstärke 9 Bft,
Windgeschwindigkeit 44 Knoten:
Wellenhöhe ca. 7-8m, hohe Wellenberge. Dichte Schaumstreifen in Windrichtung. "Rollen" der See beginnt. Gischt kann die Sicht schon beeinträchtigen.


 

20,8 - 24,4

 

- 88

Windstärke 10 Bft,
Windgeschwindigkeit 52 Knoten:
 Wellenhöhe ca. 9-12m. Sehr hohe Wellenberge mit langen überbrechenden Kämmen. See weiß durch Schaum. Rollen der See schwer und stoßartig. Sicht durch Gischt beeinträchtigt.


 

24,5 - 28,4

 

- 102

Windstärke 11 Bft,
Windgeschwindigkeit 60 Knoten:
Wellenhöhe ca. 11-16m, außergewöhnlich hohe Wellenberge. Die Kanten der Wellenberge werden überall zu Gischt zerblasen. Die Sicht ist herabgesetzt.


 

28,5 - 32,6

 

- 117

Windstärke 12 Bft,
Windgeschwindigkeit 64 Knoten:
Wellenhöhe ca. 14m und mehr. Luft ist mit Schaum und Gischt angefüllt. Die Sicht ist sehr stark herabgesetzt, jede Fernsicht hört auf.


 

> 32,6

 

> 117

 

Simpson Hurrikan Skala (engl.)
Die Windgeschwindigkeiten beruhen auf 1-Minuten-Mittelwerten

 

Kategorie

engl. Bez.

m/s

km/h

Knoten

Sturmflut
über Normal

Druck

1

weak

35-45

119-153

65-83

1.2-1.5 m

> 980 hPa

2

moderate

46-51

154-177

84-95

1.6-2.4 m

965-980 hPa

3

strong

52-61

178-209

96-113

2.5-3.7 m

945-964 hPa

4

very strong

62-72

210-249

114-134

3.8-5.5 m

920-944 hPa

5

devastating

> 72

> 249

> 134

> 5.5 m

< 920 hPa

 

Fujita Tornado-Skala

Kategorie

engl. Bez.

m/s

km/h

Knoten

F 0

gale tornado

19-33

68-121

35-62

F 1

moderate tornado

34-52

122-189

63-97

F 2

significant tornado

53-73

190-264

98-136

F 3

severe tornado

74-97

265-348

137-179

F 4

devastating tornado

98-122

349-439

180-226

F 5

incredible tornado

123-149

440-537

227-276

F 6

inconceivable tornado

> 149

> 537

> 276

 

Windrichtung

Windrichtung ist die Himmelsrichtung, aus der der Wind kommt. Sie wird in der Meteorologie oder Nautik entweder als eine von acht oder sechzehn Hauptwindrichtungen oder als Gradzahl der Kompassrose (zwischen 1° und 360°) angegeben. Bei Stationsmeldungen (Beobachtung) wird die Windrichtung in sechzehn 22,5°-Schritten (Nord (N), Nordnordost (NNE), Nordost (NE), Ostnordost (ENE), Ost (E) usw.) angegeben, bei Wetterprognosen dagegen nur in acht 45°-Schritten (Nord (N), Nordost (NE), Ost (E), Südost (SE), Süd (S), Südwest (SW), West (W) und Nordwest (NW)). Bei der Gradangabe zählt die Gradzahl von Norden im Uhrzeigersinn. Ein Nordostwind entspräche daher 45°, ein Nordwestwind 315° usw.

Auf Wetterkarten wird die Windrichtung mit Pfeilen angegeben. Die Spitze des Windpfeils zeigt die Richtung an, in die der Wind weht. An der Basis des Pfeils geben Striche und Dreiecke die Windgeschwindigkeit oder Windstärke an. Diese Fiedern zeigen vom Pfeil auf der Seite weg, in der der tiefere Luftdruck bzw. das Tiefdruckgebiet liegt. Die Befiederung kann die Windgeschwindigkeit in Knoten oder die Windstärke in Beaufort angeben. Die jeweilige Einheit sollte dementsprechend auf der Wetterkarte vermerkt sein. Bei der Angabe in Knoten bedeutet eine halbe Fieder 5 und eine ganze Fieder 10 Knoten. Bei der Angabe in Beaufort bedeutet eine halbe Fieder 1 und eine ganze Fieder 2 Beaufort. Bei beiden Darstellungen können jeweils fünf ganze Fiedern zu einem Sturmwimpeldreieck zusammengefasst werden, das dementsprechend 50 Knoten bzw. 10 Beaufort bedeutet.

Wird in Wetterkarten der Wind einer Wetterstation eingezeichnet, so ist an der Pfeilspitze, dem Standort der Station in der Karte, ein kleiner Kreis eingezeichnet. Bei Windstille wird für diese Station ein kleiner Kreis mit doppelter Kreislinie (ohne Pfeil) eingezeichnet.
In der Nautik unterscheidet man zwischen der Richtung des auf einen ruhenden Beobachter wirkenden Windes (Wahrer Wind) und der Richtung des von einem bewegten Beobachter festgestellten Windes (Scheinbarer Wind).
Im Gegensatz zum Wind werden jedoch Kurse und Meeresströmungen genau umgekehrt benannt, also in Richtung der Bewegung: eine südwestliche Meeresströmung der Ozeanografie ist eine Strömung von Nordosten nach Südwesten.

In Spanien werden die Hauptwindrichtungen in der Windrose auch folgendermaßen bezeichnet:

  

  

Diese Unterteilung der Windrose in acht Teile (à 45°) geht auf die Antike und die Araber zurück.

Die relativen Häufigkeiten des Auftretens der Windrichtungen werden in Häufigkeitswindrosen (auch einfach Windrosen genannt) eingezeichnet. Die Häufigkeitswindrose wird dabei in 16 Teile unterteilt (N, NNW, NW...).
Der eingezeichnete Radius der Segmente entspricht der Häufigkeit der zugehörigen Windrichtung (hier wiederum die Richtung aus welcher der Wind weht).
In einer Windrose kann auch die mittlere Windstärke in Abhängigkeit von der Windrichtung eingetragen werden.